Neue Impulse für die Entwicklungshilfe
Tirschenreuth, 17. Dezember 2013
Pater Danko Litrić SDB berichtet über die Situation in Ruanda (Afrika)
Ihr seid die Freunde der Armen, so begrüßte Pater Danko Litrić am Dienstag, 17. Dezember die zahlreich zu seinem Vortrag gekommen Gäste. Zuletzt war Pater Danko vor vier Jahren in Tirschenreuth zu Besuch. In der vergangenen Zeit hat sich einiges getan in Ruanda und seine Arbeit als Leiter des Don Bosco Zentrums in der Hauptstadt Kigali ist jeden Tag neu. Mit der deutschen Sprache ist Pater Danko ein wenig aus der Übung gekommen, wie er selbst zu Beginn gleich anmerkte. Doch die Inhalte, die er berichtet, lassen sein Publikum aufhorchen.
Seit Jahrzehnten schon unterstützt die Tirschenreuther Organisation Aktion Solidarität die Arbeit des Salesianer Paters mit Hilfsgütern und Spenden. Pater Danko fungiert quasi als verlängerter Arm der Aktion Solidarität und garantiert, dass die geleistete Hilfe auch dort ankommt, wo sie benötigt wird. So war es nicht überraschend, dass viele Tirschenreuther der Einladung in den Gemeinderaum von St. Peter gefolgt waren, um sich aus erster Hand über die Situation vor Ort zu informieren. Nach dem ca. einstündigen Bericht stand Pater Danko Rede und Antwort zu den zahlreichen Fragen der Zuhörer. Für viele war die Entwicklung des Landes überraschend, da sich ein grundlegend neues Bild vom Leben in Ruanda abzeichnete.
Nach den Unruhen des Krieges (1990–1994) und des Völkermordes (1994) stabilisiert sich nach und nach die Lage der Bevölkerung, so dass ab 2001 mit dem Alltag wieder ein wenig Normalität einkehren konnte. Die Infrastruktur beginnt sich zu entwickeln, breite Straßen werden angelegt, die Notwendigkeiten des täglichen Lebens können versorgt werden. So wird das Stromnetz ausgebaut, die medizinische Versorgung und Krankenhäuser breiten sich zumindest in den Städten aus und die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung ist für viele Einwohner vorhanden. Die traditionellen runden Lehmhäuser der afrikanischen Bevölkerung verschwinden nach und nach aus dem Landschaftsbild. In Ziegelbauweise gebaut gleicht die städtische Architektur der neuen Häuser immer mehr unserer europäischen Bauart. In mehreren Stockwerken wachsen Hochhäuser sprichwörtlich aus dem Boden. Auch der Ausbau von Schulen und die Möglichkeiten einer Berufsausbildung, bislang das Hauptanliegen von Pater Danko, werden von privater Hand vorangetrieben.
So positiv sich die neuere Entwicklung der Lebenssituation darstellt, so gravierender tritt immer mehr die Kehrseite des Fortschritts zu Tage. Die Schere zwischen Reich und Arm geht immer weiter auf. Es fehlt vor allem an finanziellen Mitteln, um den armen Menschen z.B. beim Hausbau zur Hilfe zu kommen. Pater Danko beklagt eine zunehmende Ungerechtigkeit bei der Vergabe von staatlicher Unterstützung. Doch dem Salesianer Pater sind bei seiner helfenden Fürsorge die Hände gebunden, da er auf private Unterstützung angewiesen ist. Mit der Industrialisierung des Landes hat sich auch die Art und Weise der caritativen Hilfe verändert, so sein Tenor. Die hohen Preise für Zoll und Transport der Hilfsgüter aus dem Stiftland haben in letzter Zeit das Verhältnis von Kosten und Nutzen leider erheblich zum Negativen verändert. Diese bemerkenswerte Information wird sich auch zukünftig in der Arbeit der Aktion Solidarität in Tirschenreuth niederschlagen. In der kommenden Vorstandsitzung werden neue Wege für die veränderte Anforderungen gefunden werden müssen.
Die Veränderungen sind auch im religiösen Bereich zu spüren. In der Hauptstadt Kigali ist die Zahl der katholischen Christen spürbar zurückgegangen. Den Gläubigen bescheinigt aber Pater Danko einen tiefen Glauben und eine aktive Teilnahme am Gemeindeleben. Unterdessen nimmt die Zahl der Sekten zu. Trotzdem konnte in Butare, der zahlenmäßig zweitgrößten Stadt in Ruanda, eine neue Pfarrei gegründet werden.
Segenreich ist auch das Wirken der 125 Ordensschwestern „Freundinnen der Armen“. Vom Don Bosco Zentrum in Gatenga aus leisten sie in 18 Gemeinschaften vor Ort und in der weiten Umgebung wertvolle Entwicklungshilfe in Schulen und bei der Alphabetisierung. Ebenso sorgen sie sich liebevoll um alte, kranke und Behinderte Menschen. Pater Danko ist seit 2012 wieder Leiter des Don Bosco Zentrums. Auch wenn seine Gesundheit und sein Alter nicht mehr ein umtriebiges Arbeiten wie früher zulassen, so freut er sich dennoch, die Mühen der vergangenen Jahre ernten zu dürfen. Ehemalige Schüler haben einen Arbeitsplatz und damit ein gesichertes Einkommen gefunden. Die Ausbildung in den klassischen Handwerksberufen wie Maurer, Schreiner, Elektriker oder Installateur hat sich gelohnt. Besonders freut es ihn, dass jetzt auch afrikanische Priester und Lehrer aus den Reihen seiner ehemaligen Schützlinge hervorgehen.
Pater Dankos künftige Anstrengungen jedoch gelten der neu gebauten Schule in Muhazi, einem kleinen Dorf mit weitem Einzugsgebiet. Der Unterricht sieht dort eine ganzheitliche Pädagogik aus Theorie und Praxis vor. Die Schüler bekommen zum vermittelten Wissen auch Werkzeuge für ihren erlernten Beruf zur Verfügung gestellt.
Frau Anneliese Müller, erster Vorstand der Aktion Solidarität, bedankte sich im Namen der Zuhörer bei Pater Danko für seine offenen Worte. Sie versicherte ihm auch weiterhin die volle Unterstützung für seine Arbeit in Afrika zu. Dank galt auch dem Hausherrn Pater Martin Neuhauser für die Überlassung des Gemeinderaumes von St. Peter.
Werner Fritsch