Offene Briefe 2024
Vorstandschaft Aktion Solidarität
Advent 2024
Liebe Pateneltern, liebe Mitglieder,
liebe Helfer und Förderer der Aktion Solidarität,
das Jahr geht zu Ende und es wird Zeit Ihnen ein herzliches Vergelt`s Gott zu sagen. Wie immer wollen wir Ihnen einen Rückblick auf das vergangene Jahr geben.
Ein Hilferuf aus dem Nest in Nairobi erhielten wir im Mai von Irene Baumgartner. El Nino brachte riesige Wassermassen, so dass das Nest (Mütter- und Kinderheim) im Erdgeschoß in kürzester Zeit überschwemmt war. Nach einem Aufruf in der Presse wurde 1.800 Euro für das Nest gespendet und wir konnten weitere 2.000 Euro bereitstellen. Die Briefe unserer weiteren Spendenempfänger liegen bei.
Das ganze Jahr wurde wieder fleißig gesammelt und gepackt. Im August brachten wir einen Transport nach Obing zum Verein Junge Leute helfen e.V. Darunter waren dieses Jahr zwei Krippenwägen. Diese können noch einen guten Dienst in einem Kinderheim machen. Ebenso traten viele Räder, warme Kleidung, Nähmaschinen und eine Bügelmaschine die Reise an den Chiemsee zum Weitertransport nach Kosovo und Albanien an.
Im September luden wir zum Tag der offenen Tür ein. Mit einer interessanten Diashow informierten wir über Aktivitäten der letzten Zeit. Auch einen Einblick in unsere Arbeit vor Ort konnten die Besucher erhalten. Afrikaartikel und Selbstgemachtes boten wir im November nach den Gottesdiensten bei der St. Peter Kirche an und das erste Mal nahmen wir am Wiesauer Adventsmarkt mit einem Kaffee- und Kuchenstand teil.
Eine Reise nach Togo wurde schon längere Zeit geplant und konnte im Oktober umgesetzt werden. Bei unseren Besuch der Blindenschule gaben die Schüler uns diesen Satz mit auf den Weg: Wir sollen sie nicht vergessen, sowie sie uns nicht vergessen werden. Anfang nächsten Jahres ist ein Vortrag mit Pfarrer Casimir Dosseh zu der Reise geplant, zu dem wir jetzt schon herzlich einladen.
Zum Schluss wollen auch wir noch danken. Allen Mitgliedern, Lehrern und Schülern für ihren persönlichen Einsatz, allen Pateneltern, Freunden und Helfern für ihre Treue und Unterstützung. Für jede Spende ein herzliches Vergelt`s Gott. Ihnen und ihren Familien wünschen wir von Herzen eine friedvolle Weihnachtszeit sowie Glück, Gesundheit und Gottes Segen für das neue Jahr.
Für die Aktion Solidarität
Monika Seidel (1. Vorsitzende), Oliver Zrenner (Stv. Vorsitzender),
Werner Fritsch (Schriftführer), Sheila Finnie (Kassiererin),
Geroldine Ondrusek (Beisitzerin)
Pater Danko Litrić SDB
Advent 2024
DANKE
Mit ganzem Herzen möchte ich mich bei Ihnen liebe Freunde der Solidarität Tirschenreuth am Ende des Jahres bedanken. Die Aufgabe als Missionar ist, sich um die Armen zu kümmern. Mit ihrer Hilfe konnte ich auch dieses Jahr gemeinsamen mit meinen Mitbrüdern und den einheimischen Schwestern Freundinnen der Armen vielen Armen und Kranken Hoffnung geben. Die Schwestern haben einen guten Einblick in die Sorgen und Nöte und verteilen Mais, Bohnen und Reis an Bedürftige.
Eure finanzielle Unterstützung durch Patenschaften und Spenden ermöglicht vielen Kindern und Jugendlichen den Besuch der Grundschule, Studiums oder Berufsschule. Mit den Abschluss ihrer Schule oder Ausbildung gibt es die Möglichkeit Arbeit zu finden – der erste Schritt in ein besseres Leben.
Ich bin immer noch Missionar in Afrika, auch wenn meine Erkrankung das Gehen sehr erschwert. Viele Leute kommen mich besuchen. Viele Leute fragen mich, wie es mir geht. Sie wollen mir sagen, dass sie für mich beten, dass ich hier in Afrika noch lange leben kann, also wollen sie, dass ich hundert Jahre lebe. Sie haben das Gefühl, dass ich nützlich bin, dass sie mir ihre Probleme und Bedürfnisse mitteilen können, dass sie mir beichten können. Und viele andere aus ganz Ruanda rufen mich auf WhatsApp an und schicken mir Nachrichten. Am häufigsten handelt es sich dabei um Probleme und Bitten um Hilfe für Kinder, damit sie zur Schule gehen können. So fühle ich mich als Missionar: Zuhören, reden und beichten und manchmal auch telefonisch Hilfe schicken.
Ich möchte Ihnen sagen, dass der gute Gott mir die Möglichkeit gibt, dass ich noch etwas tun kann. Deshalb bemühe ich mich, so viel wie möglich zu laufen, oft auch barfuß, weil mir gesagt wurde, dass dies der beste Weg ist, meinen kranken Beinen zu helfen sich zu erholen und gesund zu bleiben. Zum Glück gibt es in unserem Haus Rango viele befestigte Wege, so dass ich öfter marschieren kann.
Ich bitte jeden, der liest oder hört, was ich schreibe, für mich zu beten, dass ich die Belastungen, die das Alter mit sich bringt, geduldig ertragen kann und in dieser Situation so viel wie möglich den Armen zugutekomme. Und ich werde auch für Sie beten, dass der liebe himmlische Vater Sie in diesem irdischen Leben behüten möge. In Dankbarkeit wollen wir Gott um Schutz und Segen für Euch und Eure Familien bitten.
Mit ganz herzlichen Grüßen aus Rwanda wünsche ich allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes neues Jahr.
Ihr dankbarer
P. Danko
Kongregation der Schwestern Inshuti z`Abakene
Advent 2024
Liebe Monika und Spender,
wir danken euch weiterhin sehr und wollen euch Neues berichten. Die Felder der Menschen in Ruanda sind sehr klein, in Kigali wo wir leben gibt es kein Ackerland. Die Leute, denen wir helfen, leben in ständiger Armut, weil sie an verschiedenen Krankheiten wie Augenerkrankungen und HIV leiden.
Diese Mutter heißt Dancilla Mukasema und lebt im Sektor Gatenga, Stadt Kigali. Sie ist sehbehindert und hat kein Land zum Bewirtschaften. Sie hat eine Tochter und sie erhält Schulgeld. Ihr Name ist Diane. Wie sie sehen hat ihre Mutter ein ernstes Armutsproblem. Diane studiert in der Schule G.S S3 Kicukiro.
Diese Frau heißt Judith Twgirimama und lebt im Sektor Gatenga, Stadt Kigali. Sie ist alt und krank und hat kein Feld. Diese Kinder sind ihre Enkelkinder, ihre Tochter hat sie arm und krank zurückgelassen. Die Großmutter bekommt Nahrungsmittel von euch, weil auch sehr arm ist. Das sind die Kinder. Emile geht in die Schule G.S S1 Gatenga und erhält von euch Schulgebühren.
Wir danken Ihnen weiterhin für die die Art und Weise wie sie den Armen helfen, und bitten Sie auch die Armen Weihnachten nicht zu vergessen und damit auch sie feiern können. Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr 2025. Gott segne sie.
Daphrose NYIRANGENDAHIMANA
Oberin der Kongregation der Schwestern Inshuti z`Abakene
(Orden Freundinnen der Armen)
Dr. Uta Elisabeth Düll
Advent 2024
Liebe Frau Seidel,
liebe Frau Ondrusek
und alle Freunde in Tirschenreuth,
von Herzen wünsche ich Ihnen ein frohes, dankbares Weihnachtsfest.
Dankbar bin ich für das vergangene Jahr: kein Krieg, keine zu große Katastrophe, wenn gleich es an Sorgen nie fehlt. Doch dank der Solidarität und Hilfe von Freunden und v.a. von Ihnen aus Tirschenreuth können wir so manche Not abwenden, helfen, lindern.
Dank Ihren Spenden an Material und Finanziell können wir Unterernährte Kinder täglich mit Grießbrei aufpäppeln, können wir die Neugeborenen in einen frischen Boddy packen und in ein wärmendes Tuch, können wir die Augen zudrücken, wenn ein Armer nicht bezahlen kann, können wir jeden Monat ca. 120 ältere Menschen mit einem Nahrungspaket versorgen und vieles mehr. Ihnen ganz herzlichen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Hilfe.
Mit freundlichen Grüßen und allen guten Wünschen für ein gesundes, friedlicheres Jahr 2025.
Ihre
Uta Elisabeth Düll
Irene Baumgartner
Advent 2024
Liebe Freunde und Helfer!
Ja, die Zeiten ändern sich! Schon bald beginnt wieder ein neues Jahr! Gefühlt aber, ändern sich nicht nur die Jahreszahlen, sondern auch die Sprache und die Gepflogenheiten so schnell, dass man oft gar nicht mehr hinterher kommt! Eigentlich müsste ich Sie wohl zeitgemäß - mit Hallo, Follower oder Liebe NEST Fan-Gemeinde ansprechen!
In der Tat, die sozialen Medien haben eine neue Ära des Denkens, des Menschenbildes und des Zusammenlebens eingeläutet. Als wir – meine Familie und ich – vor 33 Jahren nach Kenia kamen, da gab es noch so Begriffe wie Entwicklungsland oder Entwicklungshelfer! Nun, die werden heute auch noch verwendet, aber für uns persönlich stellte sich solches inzwischen ganz anders dar: Ich würde lieber wertfrei von Fortschritt und Veränderung sprechen!
Der Begriff Entwicklungsland ist nämlich irreführend und problematisch, weil er suggeriert, dass sich manche Länder erst noch entwickeln müssten, um so zu werden wie die westlichen Länder. Diese Sichtweise übersieht völlig, dass jedes Land und jede Gesellschaft ihre eigenen Stärken, Traditionen und Vorstellungen von einer guten Zukunft hat - ein einheitlicher, westlich geprägter Entwicklungsweg kann da gar nicht passen; im Gegenteil, das Nachahmen kann sogar sehr schädlich sein für einzelne Kulturen. Der Begriff zeigt außerdem eine typisch westliche Überheblichkeit: Er teilt die Welt in entwickelte und unterentwickelte Länder ein, wobei der Westen sich selbst als Maßstab setzt und dabei die Vielfalt, Kreativität und das große Potenzial anderer Gesellschaften übersieht. Gerade Kenia zeigt mit seiner dynamischen Start-up-Szene, seinem mobilen Bezahlsystem M-Pesa und seiner führenden Rolle in der digitalen Innovation in Ostafrika, wie überholt die Bezeichnung Entwicklungsland ist.
In meinen letzten Rundbriefen hatte ich ja schon beschrieben, dass sich Kenia in den letzten Jahren rasant verändert hat! Nairobi ist eine moderne Großstadt, ihre Wolkenkratzer und Geschäftszentren prägen nun das Stadtbild. Sie hat sich zu einem bedeutenden technologischen und Geschäftszentrum in Ostafrika gemausert, mit einem aufstrebenden Startup-Ökosystem und dem Spitznamen Silicon Savannah. Wie immer sind die Folgen dieses Wachstums positiv und negativ. Letzteres zeigt sich vor allem in der Zunahme von Umweltschäden, Luftverschmutzung und steigender Zahl der sogenannten Zivilkrankheiten.
Auch wir hier im NEST müssen mit den Veränderungen, den lokalen und globalen, zurechtkommen! Um nur einzelne Aspekte aufzugreifen: Natürlich machen auch uns die Folgen der Inflation zu schaffen; oder die vielen Reformen der letzten Jahre, wie z.B. die Steuerreform, die dadurch begründet wird, dass die Weltbank zu viel Druck in Sachen Verschuldung ausübt; auch die Migrationsabkommen mit verschiedenen Ländern, unter anderem seit August mit Deutschland, führen zu Veränderungen in der demographischen Struktur der Gesellschaft. Oft hört man hier, dass diese Abkommen dazu dienen, die kritischen Stimmen aus dem Land zu entfernen und die Einnahmen Geldrückführung aus der Diaspora Gemeinde (2024 ungefähr 380 Millionen Euro) zu besteuern! Aber natürlich wird dadurch auch die Wirtschaft gestärkt.
Dass die Inflation dazu führt, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich stetig weitet, dass die vielen neuen Steuern und Steuererhöhungen vor allem die Mittelschicht hart treffen und zu allgemeiner Unzufriedenheit führen, dass die Migrationsabkommen mit Drittländern eigentlich eher die gut ausgebildeten und im lokalen Arbeitsmarkt bereits integrierten Fachkräfte anzieht – all das ist hinlänglich bekannt.
Ich möchte jedoch mehr auf eine andere Problematik, nämlich die der National Care Reform, eingehen, weil es die Arbeit im NEST unmittelbar betrifft. Der Ansatz dieser Reform ist eigentlich ein guter und nicht neu. Es geht um die soziale und wirtschaftliche Stärkung der Familie und Gemeinschaft, um Alternativen zur institutionellen Kinderunterbringung und um Prävention von Fremdbetreuung. Eigentlich genau das, was das NEST schon seit der Gründung vor 30 Jahren praktiziert. Denn unsere Mission war von Anfang an, eine Brücke zu schlagen zwischen Notfallintervention, über Rehabilitation von Eltern und Kindern, und dem Endziel der sozialen und wirtschaftlichen Wiedereingliederung. Damals war das Konzept der Großfamilie noch einigermaßen intakt und weit verbreitet.
Vor etwa 25 Jahren hatte ich dazu ein Konzept, Alternative Child Care, ausgearbeitet und dem damals zuständigen Ministerium vorgelegt. Der Vorschlag wurde auch tatsächlich kurz aufgegriffen, verschwand dann aber wieder in der Versenkung weil das Jugendamt einem anderen Minister unterstellt wurde.
Mittlerweile sind die althergebrachten Familienstrukturen jedoch in der Auflösung begriffen. Was noch vor 10 Jahren galt, nämlich, dass wir Kinder guten Gewissens in die Großfamilie eingliedern konnten, ist heute nur noch bedingt möglich. Auch, dass Waisenkinder traditionell von der Gemeinschaft absorbiert wurden, trifft nur mehr für wenige ethnische Gruppen zu, wie z.B. auf die Massai.
Seit 2021 laufen nun Pilotprojekte der National Care Reform in drei Bundesländern. Dazwischen gibt es immer wieder landesweit Fortbildungen und Konferenzen zu dem Thema.
Wie zu erwarten fallen die Berichte unterschiedlich aus: Je nach regionaler Kultur und finanzieller Unterstützung aus dem Ausland, laufen die Programme mehr oder weniger erfolgreich an.
Trotzdem weiß keiner so recht, wie diese Reform in der Praxis ablaufen soll. Gerüchte, wie alle Kinderheime werden geschlossen oder es wird nur mehr Auffanglager mit einer Kapazität von 1.000 Plätzen für in Not geratene Kinder geben, machen die Runde.
Dass es Kinderheime gibt, in denen die Kinder zur persönlichen Bereicherung missbraucht werden und zum Teil grausam leiden, kann nicht geleugnet werden. In diesem Bereich könnte sich die Reform positiv auswirken, jedoch kommt es leider vor, dass solche Heime nicht geschlossen werden, weil sie mit den zuständigen Behörden großzügig teilen. Projekte wie das NEST haben es da schwer: Wir werden immer wieder mal vom Jugendamt überprüft, wobei es jedes Mal Gründe für Beanstandungen, manchmal ganz absurde, gefunden werden! Wir bleiben trotzdem unserem Prinzip treu, dass alle Spenden den Kindern und Müttern zukommen müssen!
Was uns Sorgen bereitet, ist eine weitere Folge der Reform, nämlich, dass unsere Sozialarbeiter immer öfters mit folgendem Szenario konfrontiert sind: Ein Kind in einer akuten Notsituation wird nicht mehr heraus genommen und ans NEST oder ein anderes Kinderheim überwiesen, weil die Jugendamtsmitarbeiterin verunsichert ist. Wir hören dann folgenden Satz: Ich werde doch wegen so einem Kind nicht meinen Job aufs Spiel setzen! Der Staat will keine Kinderheime mehr! Das ist sehr demoralisierend für unsere Sozialarbeiter. In manchen Fällen kann sogar das Leben eines Kindes in Gefahr sein, ganz abgesehen von dem Leid das es ertragen muss.
Ein Beispiel: Auf einem ihrer Hausbesuche sah unsere Sozialarbeiterin Lucy ein etwa 5jähriges, geistig behindertes Kind halb nackt und in Lumpen auf dem Erdboden sitzen. Es war mit einer Schnur am Fuß an einem Pfosten angebunden. Die Nachbarn legten im Vorbeigehen ab und zu etwas zu essen für ihn hin. Die Mutter ging tagsüber ihrer Arbeit als Tagelöhner auf einer Kaffeefarm nach. Wenn sie nicht auf Arbeit war, tröstete sie sich in einer der lokalen Bars mit billigem Alkohol. Lucy bot an, das Kind ins Krankenhaus zu bringen um seine Wunden zu versorgen und die Unterernährung zu behandeln. Aber die zuständige Jugendamtsmitarbeiterin meinte nur lapidar: Sie würde wegen so einem Kind nicht ihren Job riskieren und außerdem würde die Familie die 2.000 KES (umgerechnet 14 Euro) staatliche Unterstützung für Behinderte verlieren, wenn das Kind nicht bei der Familie sei. Diese Unterstützung erhalten übrigens auch alte, sozial schwache Leute. Nur: Wir erleben öfters, dass die Begünstigten mit den zuständigen Verwaltern bzw. vor Ort im Dorf teilen müssen oder sogar alles abgeben müssen.
In einem ähnlichen Fall wurden wir von einer abgelegenen Krankenstation angerufen: Ein 6jähriges Mädchen war vom Stiefvater vergewaltigt worden. Der Mann wurde verhaftet, sollte aber nach ein paar Tagen auf Kaution frei kommen. Seine Drohungen, das Kind – die Hauptzeugin also - umzubringen, nahmen die Schwestern sehr ernst. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, kann ein solches Delikt nämlich mit 25 Jahren Gefängnis bestraft werden. Die Mitarbeiterin der zuständigen Außenstelle des Jugendamts hatte jedoch auch dieselbe Einstellung: Sie würde sich doch wegen sowas nicht ihre Aufstiegschancen verscherzen! Zum Glück hat unsere Sozialarbeiterin ein gutes Verhältnis zur Leiterin der Kinderschutzabteilung des Jugendamts hier in Nairobi. Das kleine Mädchen ist jetzt im Zeugenschutz im NEST, so lange bis der Fall verhandelt wird. Danach sehen wir weiter.
Das zweite Standbein der Reform ist die Stärkung der Familien und der Sozialstrukturen, sprich, man sucht für Vollwaisen oder in Notsituation Pflegeeltern. Dazu bräuchte es aber finanzielle Mittel und gut ausgebildete Sozialarbeiter. So, wie es im Moment aussieht, sind die Außenstellen des Jugendamts aber noch nicht einmal mit dem Nötigsten, z.B. Papier/Schreibzeug oder sogar Räumlichkeiten, ausgestattet. Das wiederum ist sehr frustrierend für die Mitarbeiter/innen, die oft genug noch nicht einmal für ihre Aufgaben vorbereitet sind. Es kommt zwar dauernd vor, dass man überhaupt keine/n der Mitarbeiter/in erreicht, weil wieder einmal eine überregionale Fortbildung stattfindet. Diese Kurse sind jedoch eher theoretisch ausgelegt und gehen an der Praxis vorbei.
Wie will man unter diesen Bedingungen Pflegeeltern finden, ohne sie finanziell unterstützen zu können und sozial-pädagogisch zu betreuen? Wie will man Kinderheime schließen, wenn die meisten Kinder in diesen Heimen doch aus Armutsgründen dort landen? Nun, man kann im Moment nur abwarten wie sich diese Reform in der Praxis langfristig auswirken wird. Wir hier im NEST bleiben aufmerksam, arbeiten wie gehabt und geben einfach weiterhin unser Bestes!
Hier sind ein paar Fallgeschichten. Ich erwähne dabei die Distanz der Haushalte zu Nairobi, damit man so nebenbei auch gleich versteht, warum unsere Benzinkosten doch relativ hoch sind:
Gute 2 Stunden Fahrtzeit von Nairobi entfernt: Mercy war 13 Jahre alt, als sie von einem Nachbarn vergewaltigt wurde. Ihre alleinerziehende Mutter arbeitet als Tagelöhnerin, der Vater verstarb während der Corona Pandemie. Sie hat 9 Kinder zu versorgen. Die Armut ist vorprogrammiert!
Als Mercy bemerkte, dass sie schwanger war, lief sie aus Angst von zu Hause fort und suchte sich in Nairobi Arbeit als Haushaltshilfe. Nachbarn zeigten den Fall an und die Frau, die sie für Essen und Unterkunft angestellt hatte, wurde verhaftet. Inzwischen ist sie für 2 Jahre im Gefängnis wegen Kinderarbeit. Mercy wurde zunächst auch verhaftet, aber nach einer Woche wegen ihres Alters ans NEST überstellt. Sie blieb über ein Jahr bei uns, brachte ihr Baby zur Welt und nahm an allen unsern Ausbildungsprogrammen teil. Den Nähunterricht mochte sie am liebsten. Inzwischen ist sie wieder bei ihrer Familie, mochte aber nicht zurück zur Schule gehen. Das NEST bezahlt nun ihre dreijährige Ausbildung zur Schneiderin, und sie erhielt eine Nähmaschine und Stoffe. Dazu wurden auch die häuslichen Verhältnisse verbessert. Mutter und Kind geht es gut.
Ungefähr 3 Autostunden von Nairobi entfernt: Die traurige Geschichte von dem 3 Jahre alten Buben und des 5 Jahre altes Mädchens ging im August durch die Presse. Von den Eltern immer wieder schwer misshandelt, wurden die Beiden von den Nachbarn, die den Lärm hörten, und die Situation irgendwann unerträglich fanden, ins Krankenhaus gebracht. Es folgte eine Anzeige wegen Kindesverwahrlosung und – misshandlung. Der gebrochene Arm muss neu eingerichtet werden, denn der Gipsverband war im Dorfkrankenhaus falsch angelegt worden. (Anmerkung dazu: So lassen sich unter anderem unsere hohen Krankenhauskosten rechtfertigen).
Während der ersten Gerichtsverhandlung waren die Kinder so voller Angst als sie die Eltern nur von weitem sahen, dass sie kein Wort sprechen konnten, sondern nur laut schrien. Zumindest wurde die Anklage festgestellt und nun sind beide Eltern in Untersuchungshaft. Einen Termin für die Hauptverhandlung steht noch nicht fest. Eigentlich ist ja auch die Mutter ein Opfer von häuslicher Gewalt, sie konnte die Kinder gar nicht beschützen. Im NEST!!
Etwa 5 Fahrtstunden von Nairobi entfernt: Es handelte sich um 2 Mädchen, 5 und 4 Jahre alt. Als sie vor fast 3 Jahren zu uns kamen, waren sie sehr unterernährt und vollkommen verwahrlost. Sie konnten kaum laufen, weil sie sich immer in der dunklen Hütte aufhielten. Die Mutter ist geistig behindert (oder psychisch krank, das lässt sich bis heute nicht feststellen), sie läuft im Dorf herum und ist dann wieder einmal für Wochen nicht aufzufinden. Die Nachbarn gaben ihr den Kindern immer etwas zu essen. Die Mutter wurde wegen Kindesverwahrlosung verhaftet, dann aber auf Grund ihres Zustandes wieder entlassen. Ihre Spur verlor sich und die Kinder kamen zu uns. Wir versuchten nach Corona immer wieder einmal die Mutter oder Verwandte ausfindig zu machen. Schließlich fand unsere Sozialarbeiterin Lucy die Familie. Beim ersten Hausbesuch hat das größere Mädchen hat nur geweint und wollte die Mutter nicht ansehen. Die Großmutter ist aus Armut und Altersgründen war nicht in der Lage gewesen, sich um die Mädchen zu kümmern oder einer Arbeit nach zu gehen. Nach mehreren Hausbesuchen und vielen Gesprächen nahm eine Tante die Kinder auf. Sie erhielt einen kleinen Gemischtwarenkiosk von uns.
Bei unseren Nachsorgebesuchen war bisher alles ist gut. Die Kinder sind in der Schule und wohlgenährt und sie machen einen fröhlichen Eindruck.
Etwas mehr als 3 Fahrtstunden außerhalb Nairobis wurden diese beiden Kinder, 3 und 6 Jahre alt, bei der eigentlich pflegebedürftigen Großmutter ausgesetzt. Sie wird mehr oder weniger von der Dorfgemeinschaft versorgt. Die Nachbarn haben die Kinder eine Weile durch gefüttert, dann aber den Ortsvorsteher benachrichtigt.
Die Beiden sind viel zu klein für ihr Alter, waren sehr unterernährt und sprachen kaum, weil sie immer eingesperrt waren. Die Familie sind Kleinbauern. Durch die anhaltende Trockenheit wirft die Farm kaum mehr etwas ab. Beide Eltern sind alkoholabhängig. Konsumiert wird der billige, lokal illegal hergestellte Likör. Das erleben wir oft in den abgelegenen Dörfern: es ist eine der Folgen von Aussichtslosigkeit, Armut und Unwissenheit. Verhaftet wurden sie wegen Kindesvernachlässigung und weil sie die Kinder bei der Großmutter ausgesetzt hatten. Bis der Fall vor Gericht verhandelt wird und wir einen Plan ausarbeiten können, wie man die Eltern wieder einkommensfähig machen kann, bleiben die Kinder bei uns im NEST.
Fast 2 Stunden Fahrtzeit von Nairobi: Liane war bei der Aufnahme ins HWH 15 Jahre alt und im 6. Monat schwanger. Sie war vom Klassenlehrer vergewaltigt worden. Sie stammt aus einem verarmten Elternhaus. Die Familie wohnt als sogenannte Siedler, auf einer kleinen Farm, die ihr nicht gehört. Es ist sehr trocken da und das Land ist zu klein, um selbst den Eigenbedarf zu decken. Besagter Lehrer war eine einflussreiche Person im Dorf. Als die Eltern was geschehen war, dem Dorfvorsteher vortrugen, griff er ein und meldete den Fall der Schulbehörde. Die Familie wurde jedoch danach massiv bedroht.
Liane war 1 Jahr bei uns im Zeugenschutz. Nachdem das Baby geboren war, ordnete das Gericht einen DNA Test an, der positiv ausfiel. Liane's Geschichte sticht aus unseren sonstigen Erfahrungen heraus, weil die Jugendamtsmitarbeiterin sehr kooperativ und engagiert war. Das ist selten der Fall. Der Lehrer wurde letztendlich zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Es stellte sich heraus, dass Liane nicht die Einzige war, die er missbraucht hatte. Während ihres Aufenthalts im NEST nahm Liane alle Angebote wahr, angefangen von der Schneider- und Friseurausbildung, über Sozialkunde, Rechtskunde, Hauswirtschaft und Kinderpflege, Yoga, Gestalttherapie bis hin zum Computerunterricht. Sie war wissbegierig und wollte unbedingt ihre Schulausbildung beenden. Ihre Wiedereingliederung verlief erfolgreich, die Großeltern kümmern sich liebevoll um das Kind, und Liane geht wieder zur Schule und bringt gute Noten nach Hause. Sie wird nächstes Jahr Abitur machen.
Das NEST hat die Pacht für 3 Jahre für ein größeres Stück Land übernommen und das erste Saatgut gekauft. Somit ist die Familie erst einmal wirtschaftlich grundversorgt.
Nun noch eine Geschichte aus der Säuglingsstation: Der Kleine wurde als Neugeborenes von einem Krankenhaus so 100 km außerhalb Nairobis an uns überwiesen, weil die Familie nicht in der Lage war ihn zu versorgen. Die Mutter ist 15 Jahre alt und geistig behindert. Es gab keine Verhaftung, weil sie nicht wusste, wer sich an ihr vergangen hatte. Sie war wohl von verschiedenen Männern missbraucht worden.
Als das Kind ein Jahr alt war brachten wir es nach Hause zur Urgroßmutter. Sie hat kein Einkommen und ist altersbedingt nicht in der Lage zu arbeiten. Wir registrierten sie beim staatlichen Altenhilfeprogramm (umgerechnet etwa 14 Euro im Monat) und bauten ein Unterstützungsnetzwerk in der Dorfgemeinde auf. Außerdem steht sie auf unserer Liste für Nahrungsmittelhilfe - ein Überbleibsel aus der Coronazeit. So erhält die Familie erhält von uns regelmäßig Nahrungsmittel und eine medizinische Grundversorgung. Schlussendlich übergaben wir den Fall der katholischen Kirche vor Ort zur Nachsorge und Beobachtung.
Als letztes hier noch eine Fallbeschreibung, die nicht so leicht zu beurteilen ist: Vor 2 Jahren kam ein 13jähriges Mädchen aus dem tiefsten Massailand zu uns. Sie wurde mit 8 Jahren als 4. Frau an einen älteren, einflussreichen Mann verheiratet, so wie es jahrhundertelang der Brauch war. Der Brautpreis war bezahlt, alles hatte seine Ordnung. Das Mädchen war nie zur Schule gegangen, sie konnte weder lesen noch schreiben, ja noch nicht einmal die Landessprache Kiswaheli sprechen oder verstehen. Mit 12 Jahren wurde sie dann erwartungsgemäß schwanger. Massaifrauen entbinden selten im Krankenhaus, deshalb kam das Baby zu Hause zur Welt. Sofort nach der Geburt musste sie dann auch noch die bei diesem Stamm übliche Beschneidung erdulden. Es traten Komplikationen ein und infolgedessen wurde sie als medizinischer Notfall ins Krankenhaus gebracht. Der zuständige Jugendamtsmitarbeiter zeigte den Vater wegen Zwangsheirat einer Minderjährigen und FGM an.
Die erste Zeit im NEST war schwer für das Mädchen. Sie konnte sich ja nicht verständlich machen. Zum Glück verstand eine Mitarbeiterin aus unserer Säuglingsstation ihren Dialekt.
Aber nach ein paar Wochen setzte sie uns alle in Erstaunen: In kürzester Zeit erlernte sie Kiswahili, sogar ein klein wenig Englisch und mit großem Eifer auch Lesen und Schreiben! Sie nahm an allen Unterrichtseinheiten teil und am Schluss war sie es, die den anderen Mädchen Lieder, Tänze und Trommeln beibrachte! Bei der Pflege ihres Baby’s benötigte sie keinerlei Unterstützung, im Gegenteil, sie zeigte den jungen Müttern was zu tun ist – inklusive Babymassage!
Auch wir lernten dazu: So wichtig heutzutage eine gute Schulbildung auch sein mag, es gibt auch noch andere Fertigkeiten und ein inneres Wissen, das überlebenswichtig ist.
Das Mädchen war über 2 Jahre bei uns ehe der Fall vor Gericht verhandelt wurde. Der Vater des Kindes wurde letztendlich aus der Haft entlassen. Für die Richter ist es ist eine Gradwanderung, zwischen Wahrung der Kinderrechte und Tradition gerecht zu urteilen. Auch musste bedacht werden, dass seine anderen Frauen und Kinder ja wirtschaftlich und überhaupt in allen Entscheidungen von ihm als Oberhaupt der Familie, abhängig waren. Zumindest wurde geregelt, dass er den Brautpreis zurückzahlen und den Wohnort der Familie des Mädchens preisgeben musste. Es waren trotzdem mehrere Fahrten ins Massailand notwendig um die Familie zu finden. Das Wiedersehen war sehr emotionell, und sehr laut! Alle Nachbarn kamen zusammen und jeder wusste etwas zu erzählen und wollte die Kleine auf den Arm nehmen. Die Familie war die ganzen 2 Jahre in dem Glauben gewesen, dass ihre Tochter verstorben sei! Bei aller Freude über die glückliche Familienzusammenführung, so fielen Mary, unserer langjährigen Mitarbeiterin und Heimleiterin, und dem Mädel der Abschied voneinander richtig schwer!
Unsere Großen sind dabei flügge zu werden; sie versuchen ihren Weg ins Leben zu finden: 2 sind noch in der höheren Schule, 2 in der Lehre als Hauswirtschafterin und Schneiderin, 2 studieren – Design und Jura, und einer hat heuer das College als Koch abgeschlossen (die Schulgebühr betrug 10.000 €!). Er will erst einmal Erfahrung im Tourismussektor sammeln und dann auf einem Kreuzschiff anheuern! Ein anderer ist schon im Arbeitsleben als Mechaniker. Eines der Mädchen will nur Fußballspielen und Trainerin werden, muss sich aber jetzt einen Teilzeitjob als Küchenhilfe suchen. Obwohl wir ihr immer wieder nahelegen doch den Schulabschluss zu machen, damit sie Sportlehrerin werden könnte, ist sie noch am Überlegen wie sie ihr persönliches Ziel erreichen kann.
Am Weitestens weg von uns sind die Zwei, die seit September 2023 in Deutschland zum Hauselektroniker mit Schwerpunkt Solarenergie und zur Krankenschwester ausgebildet werden. Sie sind inzwischen recht selbstständig geworden und bestens integriert. Wir sind sehr stolz auf die Beiden, und unser besonderer Dank gilt den zwei Familien, die sich so liebevoll um sie kümmern!
Leider gibt es auch weniger Gutes zu berichten: Im April und Mai hat uns El Nino ordentlich erwischt. Unser HalfWay Haus wurde überflutet. Es waren bange Tage und Nächte. Denn was früher ein kleiner Bach war, ist in nur einem Jahr durch die umliegende Bebauung, zum Fluss geworden. Die 2 Rohre unter der Straße neben unserem neuen Half-Way Haus können die Wassermassen fast nicht mehr bewältigen. Dass sie nicht durch unvorhersehbare Ereignisse blockiert werden, darum können wir nur beten.
Unsere Anfrage um Erweiterung der Brücke, die ich seit 5 Jahren schriftlich und in Besuchen an die zuständigen Behörden richte, wird entweder ignoriert oder aus Kostengründen als nicht machbar abgewiesen. Als Zugabe wurden dann auch noch Abwasserrohre durch unser Grundstück verlegt. Die liefen mit Sturmwasser voll. Eines platzte und überflutete unseren Uferbereich. Dadurch verloren wir etwa 3 Meter Grund durch Erosion und der Fluss ist gefährlich nahe an unser Half-Way Haus heran gerückt. Deshalb holen wir gerade Angebote ein, um das Ufer wieder zu befestigen. vor der Überschwemmung, kurz nachher. Der Zaun wurde weg gerissen 2023 und 2024 mussten wir bereits etwa 40.000 Euro nur für die Uferstabilisierung ausgeben.
Wir wollen aber nicht bei den schlechten Nachrichten bleiben! Das Highlight 2024 ist unser neues Solarsystem. Oh, wie haben sich die jungen Leute ins Zeug gelegt: erst die nötigen Geldmittel gesammelt, und dann den Container gekauft und übers BMZ auf den Weg gebracht! Schließlich auf eigene Kosten zu uns gekommen, und da haben sie in wenigen Tagen den Port für die Module aufgebaut und die Leitungen gelegt. Seither sind unsere hohen Stromrechnungen zumindest fürs Half-Way Haus Vergangenheit! Das System versorgt nicht nur das Haus mit Strom, sondern auch die Abwasseranlage, die Pumpen für den Brunnen und die Pumpen für die Wasserversorgung der Häuser und des Säuglingsstation. Wir sind dankbar und auch ein wenig stolz darauf, solche Freunde zu haben!
Nun noch ein paar Zahlen: Im Limuru Heim werden zurzeit 88 Kinder betreut, im Jahreslauf waren es 130. Bisher konnten 42 Kinder mit ihren Familien vereint werden. Das Heim wird seit Februar in Zusammenarbeit mit unserem Managementteam, von einer einheimischen Ordensschwester geleitet. Sie, bzw. ihr Orden, erhält ein ganz normales lokales Gehalt. Das ist eine neue Herausforderung, mit guten Ansätzen aber manchmal müssen nicht kindgerechten Praktiken zurecht gerückt werden. Im Halfway Haus waren übers Jahr 42 Mädchen im Zeugenschutz und ihre Babys und 8 aus der Haft entlassenen Mütter. Im Moment wohnen 16 da, 12 mit ihren Babys und 4 sind noch schwanger.
In der Säuglingsstation befinden sich 22 Babys. Übers Jahr waren es 44. Davon konnten 14 in ihre Familien zurückgehen und 8 wurden an kenianische Adoptionseltern entlassen. Auslandsadoption ist nach wie vor verboten.
Unsere Sozialarbeiter kümmern sich im Nachsorgeprogramm auch außerhalb des NESTs um das Wohlergehen von etwa 46 Familien.
Zum Schluss zurück zum Thema Entwicklung und die Zeiten ändern sich: Nach 33 Jahren ununterbrochener Dienstleistung hat unsere Angela Kunz den Vorsitz von Tunza Dada e.V. im Juni 2024 in jüngere Hände übergeben. Wir begrüßen den neuen Vorsitzenden, Herrn Frank Ahlhorn und danken ihm für seine Bereitschaft unseren Kindern und Müttern seine Zeit und Gedanken, und überhaupt seinen Einsatz, zu schenken!
Was Angela angeht, da gibt es keine Worte um unseren Dank auszudrücken! Ohne sie und die langjährige Vorstandschaft mit ihrem Team, wäre das NEST erst gar nicht möglich gewesen! Es ist fast nicht zu glauben, aber wahr! Wir schauen auf 33 Jahre harmonischer Zusammenarbeit zwischen dem NEST und dem Verein. Im Rückblick erscheint mir das einfach nur wie ein wunderbares Geschenk!
Was uns als Familie betrifft, so haben wohl eher wir uns weiter entwickelt! Und zwar in Hinsicht auf unser Weltenverständnis! Ob wir wirklich einen Beitrag im Sinne der althergebrachten Vorstellung von Entwicklungshilfe leisten konnten, das bezweifle ich inzwischen! Sicherlich aber ist es der NEST-gemeinschaft gelungen ein wenig Licht in oft so dunkle Schicksale zu bringen, und vielleicht auch in so manche Behörde und Gefängniszellen! Unsere Kinder sind erwachsen und stehen mitten im Leben. Wir freuen uns über 4 lebhafte Enkelkinder. Mein Mann wird bestens im Kolpingpflegeheim in Wien betreut und ich bin hier in Kenia übrig geblieben, geliebt und begleitet von der kleinen Felicitas, die sich einfach so mir nichts dir nichts während Corona in mein Leben geschmuggelt hat!
Dieses Jahr habe ich die 70 überschritten. Jeden Tag hoffe und bete ich um eine gute Nachfolge für meine Position. Es gibt da wieder ein paar Aussichten, das nächste Jahr wissen wir mehr darüber! Meine vielfältigen Anstrengungen während der letzten 25 Jahre führten ja bisher leider nicht zum Ziel. Das hängt zum Teil auch an hohen Lohn- und Versicherungsforderungen, und an zusätzlichen Arbeitgeberleistungen wie z.B. ein Haus, ein Auto, soziale Absicherung, oder Schulgeld. Haben wir, meine Familie und ich, uns vor 40 Jahren noch mit nur einer Grundsicherung und ohne Rückflugtickets in die Welt hinaus gewagt – einfach um das Leben mit weniger privilegierten Menschen zu teilen - so ist das heutzutage ein überholtes Denkmodell. Das Arbeitspensum, dem ich als Direktorin ausgesetzt bin, und die Anforderungen steigen ständig, und sind nicht mehr zu bewältigen. Wir haben in den letzten Jahren unzählige Interviews geführt um fähige Mitarbeiter in der Administration zu finden, jedoch ohne Erfolg. Zum Glück wird die Sozialarbeitsabteilung von unserer langjährigen Mitarbeiterin Lucy, hervorragend geleitet. Die Seele im HWH ist unsere Heimleiterin Mary, Wegbegleiterin seit den Anfängen, wo sie eine strenge, aber ausgesprochen liebevolle Regie führt!
Liebevoll – das ist wohl auch das richtige Stichwort für das Tun und Schaffen all der fleißigen Helfer und Unterstützer, die unsere Kinder und Mütter im Herzen tragen! Ihnen allen, den Mitgliedern unserer Vereine, den Sternsingern, den LH-Ärzten und Freiwilligen und den vielen Freunden können wir nur immer wieder DANKE – oder wer es so hören mag: VERGELT’s GOTT - sagen!
Mir bleibt nun nur noch Ihnen allen von ganzem Herzen eine FROHE und GESEGNETE Weihnachtszeit zu wünschen und FRIEDEN für Seele und Geist im Neuen Jahr!
Ihre
Irene Baumgartner